Karma vermeiden?

Man soll ja sowohl gutes wie auch schlechtes Karma vermeiden.. Heisst das man soll quasi gar nicht handeln? Und warum versucht man die Wiedergeburt zu verhindern, indem man kein Karma produziert, also auch kein gutes? Und noch eine Frage die dem ein oder anderen im ersten moment blöd vorkommt, aber ehrlich gemeint ist: warum nicht den planeten in die luft sprengen, dann können wir auch nicht wiedergeboren werden...?

Hi, grüß dich.
ich bin Draggyblackdotts und weiß die Antwort nicht.
Admin kommt morgen spätestens.  

Hallo,
willkommen im Forum
also erstmal gibt es keine blöden Fragen:)

Deine Frage hängt sehr von dem wissen/verständnis des Praktizierenden/Schülers ab.

Grundsätzlich lehrte der Buddha wie man denken handeln und meditieren soll damit kein Leid entsteht. Das ist die Grundfrage im Buddhismus entsteht aus dem was ich sage oder tue leiden oder entsteht es nich. Die Frage solltest du immer stellen. Die Antwort hängt wiederum sehr von dem Wissen der handelnden/denkenden Person ab.
Es ist ganz offensichtlich dass du einem verhungerndem Menschen essen geben solltest. Das ist eine gute Handlung. Nicht zu handeln wäre dumm. Durch diese Handlung erhältst du positives Karma.

Es hängt auch ein bisschen von der Richtung ab in der du praktizierst. Im Theravada(der urbuddhistischen Richtung) ist erleuchtung gar nicht möglich. Erleuchtung fand demnach nur der Buddha. Alle anderen können nur aus dem Kreislauf der Wiedegeburten befreit werden aber selbst keine Erleuchtung erlangen. Nach dem Theravada gehört zur Erleuchtung neben der Befreiung aus dem Daseinskreislauf auch die Allwissenheit(die nur der Buddha erreichen kann)

Ich spreche jetzt hier als Mahayana buddhist dort ist es etwas anders.

Im tibitschen Buddhismus wird unterschieden zwischen positiven Karma negativen Karma und neutralen Karma.
Positives Karma erhältst du durch positives Denken und Handeln negatives Karma erhältst du durch negatives Handeln.
Es ist sehr wichtig zu  verstehen dass im Buddhismus die Absicht eines Gedankens oder einer Handlung eine zentrale Bedeutung hat. Es ist weniger entscheidend wie das Ergebnis deiner Handlung aussieht sondern eher welche Absicht dahinter ist.

Tatsächlich ist es im tibetischen Buddhismus das höchste Ziel gar kein Karma mehr zu sammeln. Trotzdem darf man eben NICHT träge sein und nicht handeln oder Denken oder Fühlen. Das ist nämlich unmöglich und ein Irrweg.

Viel mehr geht es im tibetischen Buddhismus darum Gedanken und Emotionen „zu befreien“ das bedeutet sie frei zu machen von dem Denken von Gut und Schlecht.
Das ist aber ein hohes Ziel. Das kann man nicht einfach machen. Vorher müssen Verdunkelungen(also falsche Vorstellungen im Geist) bereinigt werden. Dafür brauchst du wiederum gutes karma. Es ist wie wenn du ein dreckiges Fenster putzt. Das gute Karma ist wie putzmittel im Wasser. Es ist notwendig um das total dreckige Fenster zu säubern.
Wenn die Scheibe komplett vom festsitzenden Schmutz befreit ist, kannst du normales wasser benutzen,
Es wäre dann aber auch falsch zu sagen es darf kein sauberes Wasser an die Scheibe kommen, denn sauberes Wasser(also neutrales Karma) beschmutzt die scheibe nicht es wird von starken Wind weggeweht Du kannst also auch dann handeln dein Karma bleibt neutra wenn du einmal den Groben schmutz durch Übung gereinigt hast und die Ursache für die Verschmutzung erkannt hast.

Zu der Frage mit der Wiedergeburt
Also erstmal musst du wissen dass es zum Zeitpunkt an dem der Buddhismus entstanden ist es noch keine Möglichkeit gab den Planeten zu sprengen. Ich denke also daran hat niemand gedacht.

Aber die Antwort ist noch tiefgründiger. Der Buddha lehrte dass die Wiedergeburt nicht aufhören kann solange immer noch positives und negatives Karma gesammelt wird. Das ist erstmal unabhängig davon ob es einen Ort gibt wo man wiedergeboren werden kann. Karma ist wie eine Energie die einfach irgendwo hin muss und zwar immer.
Wenn es also keine Erde mehr gäbe würden wir vielleicht als Bakterium wiedergeboren werden. Aber auch daran dachte der Buddha nicht. Du könntest ja jetzt auch sagen, was wenn es auch keine Bakterien mehr gibt?
Der Buddha lehrte dass die Wesen je nach ihrem Karma als Mensch Tier (auf der Erde) oder eben als Hungergeister oder Götter wiedergeboren werde(diese beiden gruppen Leben aber nicht auf der Erde) Wäre die Erde zerstört dann würden wir eben als Götter oder Hungergeister wiedergeboren werden. Von dort aus könnten wir aber nicht direkt erleuchtet werden. Deshalb spricht man auch von kostbarer menschlicher Exsistenz, denn nur Menschen können erleuchtet werden.

Wenn du etwas nicht verstehst oder weitere Fragen hast bin ich gerne für dich da.

Liebe Grüße
Tobias
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Ich habe noch zwei Ergänzungen zu den richtigen Erklärungen von Tobias

1. Dass man in bestimmten Zusammenhängen sagt, man solle kein Karma mehr ansammeln, hat nichts damit zu tun, dass man nicht mehr handeln darf. Der entscheidende Punkt ist, dass ein befreites Wesen kein Ego mehr hat, an das sich das Karma sozusagen drankleben könnte. Ein Buddha hat kein Karma mehr und sammelt auch kein neues mehr an, einfach weil zum Konzept des Karma immer auch die Ich-Illusion gehört, und die hat sie oder er aufgelöst.

2. Die Erde in die Luft zu sprengen, würde dem, der es tut, sehr sehr schlechtes Karma ankleben, auch wenn die Motivation bei der Idee vordergründig zu stimmen scheint. Es ist richtig, dass zu Karma immer mehrere Aspekte gehören: a) die Motivation (wird im Mahayana als besonders wichtig angesehen) b) die bewusste Absicht, diese Handlung zu vollziehen c) die Tat tatächlich durchführen d) sich über das Ergebnis freuen
Wenn nun die Motivation stimmt, es aber an der Weisheit mangelt um eine wirklich nützliche Tat zu vollziehen, man dann die Tat vollzieht und sie hat ein negatives Ergebnis, und man bereut die Tat weil man es im Nachhinein begreift, so sind zwar nur 2 von 4 Faktoren erfüllt, was das Karma abmildert, aber es wird dennoch unangenehme Konsequenzen haben.
Die Erde zu sprengen, aus Mitgefühl, weil man denkt, man würde etwas Gutes tun, zeugt von einem Mangel an Weisheit, dessen Ursache Unwissenheit über die tatsächlichen Zusammenhänge ist. Deswegen geht es im Budhismus immer um eine Balance von Mitgefühl und Weisheit. Das Eine kann nicht ohne das Andere sein. Man könnte sagen, Mitleid ist eine Form von Mitgefühl ohne Weisheit. Denn es nutzt niemand, wenn man dem Leid der Wesen auch noch das eigene Leid hinzufügt. Mitgefühl im buddhistischen Sinne ist tatsächlich ein sehr angenehmes, weites, grosses Gefühl. Man tut, was man kann, und läßt einfach los, wenn man nichts sinnvolles tun kan.

Ein Lehrer sagte mal, wenn die Erde explodieren würde, würde aus dem Karma all der Wesen im gleichen Augenblick eine neue Erde aus dem Raum entstehen und alles würde weiterlaufen wie bisher. Die meisten würden es nichtmal merken
Karma sucht sich immer einen Weg, und das Universum ist unendlich gross und in seinen Möglichkeiten unbegrenzt genug, um irgendwo irgendwie die Bedingungen dafür bereit zu stellen.

Den größten Schaden von einer negativen Tat hat immer der, der sie tut. Denn der, der sie abbekommt, kann sie nur deswegen abbekommen, weil er selbst das Karma hat, das sich in dem Moment erfüllt.